Willkommen im Kaffeezimmer

Diese Rubrik ist gedacht für alles, was selbst keine Dichtung ist, aber sich mit Dichtung beschäftigt. Eben ein kleines Zimmerchen, wo sich die anwesenden Dichtersleut über ihr Handwerk unterhalten können.

Siehe auch der erste Beitrag im Kaffeezimmer.
Viel Spaß!
morast - 4. Mai, 13:04

Und so...

Ich beginne einfach mal, kurz, ohne ausführliche Erläuterungen, auf die angesprochenen Fragen einzugehen.

verschiedene Arbeitsweisen der Dichter
Meine Gedichte [und ich scheue mich irgendwie davor, sie so zu nennen] entstehen zumeist aus einem Bild oder einer gutklingenden Zeile heraus, irgendetwas, das in meinem Kopf schwebt und mich nicht losläßt.
Zumeist schreibe ich in einem Ruck. Dabei will ich jedoch nichts erzwingen. Wenn mir nichts einfällt, das mir zusagt, das zu passen scheint, höre ich auf. Das bringt es mit sich, daß ich irgendwann mal wieder nebenbei darüber nachdenke - und dann entweder weiterschreiben kann oder eben nicht.

bevorzugte Tageszeiten
"Bevorzugt" ist das falsche Wort. Die meisten Werke meinerseits entstehen sicherlich in den Abend- und Nachtstunden. In dieser Zeit findet man die meiste Ruhe, ist sich selbst am nächsten. Doch auch Begegnungen am Tage, Gedanken unter der Dusche, auf dem Klo, bei Aufwachen usw, Bilder, die mir irgendwann in den Sinn kommen, bewirken kreative Schübe - unabhängig von der Tageszeit.

ob sie auf Papier oder am PC arbeiten (oder auf Zeitungsrändern)
Alles. Wenn ich rigednwo bin, versuche ich, immer einen Stift und einen Zettel dabei zu haben. Meist schreibe ich dann nur den ersten Gedanken oder eeine Ansammlung von guten Formulierungen nieder. Wenn das Papier größer ist oder wenn ich mein Notizbuch dabei habe, dann flutscht auch ein ganzes Werk aus meinen Fingern.
Auch am Rechner schreibe ich, einfach weil dieser nicht selten an ist und eine ganz gute Papieralternative bietet. Ich lege mich da nicht fest.

ob sie die Werke einfach nur hinwerfen, oder sie bearbeiten und immer wieder umdrehen
Hinwerfen. Naja, nicht wirklich. Meistens tippe ich die Werke ja nochmal ab oder füge sie irgendwo ein. Wenn mir dann noch Unstimmigkeiten auffalllen, korrigiere ich sie.
Aber ansonsten ist das Schreiben für mich eher ein "Loswerden". Vieles schreibe ich nieder, stelle es auf meine Seite und vergesse es. Später habe ich dann die Möglichkeit, mich zu fragen, ob es wirklich ich war, der da schrieb. Andererseits gibt es auch viele Werke, bei denen der Bezug, das Ereignis für mich so offensichtlich ist, daß ich mich immer genau entsinnen werde.
Tortzdem neige ich nicht dazu, ewig an einem Gedicht herumzubasteln, weil ich der Ansicht bin, daß in jedem Moment, in dem ich schreibe, die Stimmung, die Atmosphäre des Werkes sich ändert, sich wandelt udn so das Ursprüngliche verfälscht.
Es gibt natürlich Ausnahmen bei Dingen, die größer sind, die ich zusammenkonstruieren muß, weil sie zuviele Einzelheiten enthalten oder so...

ob es sinn macht, "umgangssprachliche" reimwörter einzubauen, damit es auf biegen und brechen reimt, ob lyrik nur gereimt sein darf oder ob es auch texte sein dürfen, die ungereimt sind
Ich neige nicht dazu zu reimen. In meinen Ohren hören sich meine eigenen Werke dann immer an wie eine Mischung aus kindlicher Albernheit und krampfhaftem Reimesuchen an. Das mag ich nicht so sehr, lasse lieber die Worte "fließen", wie sie mir in den SInn kommen.
Metrum finde ich wichtiger als Reim, aber auch nicht zwingend notwendig.
Andererseits stelle ich fest, daß gereimte Werke oft besser ankommen; vielleicht sind dsie leichter zu verdauen. Ich benutze also beides, Reim und Nichreim, wie es sich ergibt.
Wichtig dabei ist mir immer die Zwanglosigkeit.
Unter Druck möchte ich nichtt schreiben.

Soviel dazu...

freilich - 4. Mai, 16:35

wow

sehr ausführlich. Mir geht es ziemlich gleich damit, fast in allen Bereichen, so brauch ich gar nicht erst drauf einzugehen.
Sehr schönes Zimmer übrigens.
evelyne w. - 4. Mai, 17:52

zitat: Sehr schönes Zimmer übrigens.

die tapete ist vielleicht ein bissl zu hell.
aber ein paar raucher werden das schon hinkriegen ...

herr ober! für mich bitte eine melange. und das glas wasser nicht vergessen.
wie bitte?
ups! entschuldige liebe hausfrau!
könnt ich wohl ein kleines kaffeetscherl kriegen. ich hol mir ein glas wasser dazu, okay?
freilich - 4. Mai, 21:38

ähem eve

wen sprichst du denn da an als Hausfrau? Eh nur das Blasebalg gell?
Blasebalg - 4. Mai, 22:38

Nun ja...

das Blasebalg taugt zu vielem, aber nicht unbedingt zur Hausfrau...
freilich - 4. Mai, 23:20

Nehmen wir uns doch lieber einen Herrn Ober, gell? A Melange bittschön...und so
immo de - 4. Mai, 20:18

zum Handwerkerzimmer oder Kaffeezimmer

fallen mir spontan frühere Beiträge ein. So in meinem Ahnenblogg
http://simonahnen.blogg.de/eintrag.php?id=40

Eben das erste Wiener Kaffeehaus wurde wohl 1685 eröffnet. Klar war es das "Wohnzimmer" der Dichter und Literaten. Und so ist es auch heute noch. Viele "Träumer" verträumen den Tag beim Kaffee im Kaffeehaus. Die Zeit habe ich zwar nicht. Aber ein Gedicht "flutscht" besser in gemütlicher Atmosphäre, ob bei Kaffee, Tee oder einem Glas Wein. "…gemütlich bin ich selbst" (frei nach Karl Kraus)

Als "Werkzeug" empfehle ich das Buch "Lyrik nervt" von Hans Magnus Enzensberger alias Andreas Thalmayr
http://immo.twoday.net/stories/418298/

Ob Papier oder am Computer: ich nutze beides. Auf die Stimmung kommt es mehr an. Dann schreibt es sich fast von allein.

freilich - 4. Mai, 21:37

danke, immo.
cemoi - 5. Mai, 10:20

Man wird sich fragen,

warum ich hier so viel frage, und selbst noch kein "Gedicht" online gestellt habe.
Als ich "dichterland" entdeckte, wollte ich mich erst mal auf Beobachterposition begeben und abwarten. Ich hab im weltweiten Netz schon viel aufkeimen sehen und wieder vergehen. Vor allem hab ich aber schon viel Schrott gelesen, viel Armseliges, das den schönen Mantel Lyrik trägt.
Umso mehr freut es mich, dass dies hier ein wirklich ernst zu nehmender Versuch ist. Die Beiträge sind - facettenreich. Mit dem Thema "dichten" wird sich wirklich auseinander gesetzt.
Das erklärt noch nicht, warum ich noch kein Gedicht online gestellt habe. Beim Lesen hier, habe ich entdeckt, dass das, was ich bei mir immer Gedicht genannt habe, nicht Gedicht heißen sollte. Meinen Texten fehlt es fast gänzlich an Reim und/oder Metrik. Manchmal passiert mir eine gewisse Sprachverdichtung, aber eben mehr ohne Absicht, denn willentlich. Der einzige Grund, warum meine Werke vielleicht als "Dichtung" durchgehen könnten ist, dass ich eine gehobene (um nicht zu sagen - geschraubte) Sprache verwende.

Ein Gedicht zu schreiben - belassen wir es vorerst bei diesem Namen - heißt für mich Empfindungen auszuspeien. Wenn ich sie dann vor mir auf dem Papier habe, geht es mir meist besser. Zum Schreiben brauche ich eine extreme Gefühlslage - klingt pubertär, ist aber so - also entweder himmelhochjauchzend (vor oder aus Liebe) oder zutodebetrübt (vor oder aus Liebe)(vor oder aus Wut). Das war schon immer so, wird auch immer so bleiben, fürchte ich. Sprich: meine Gedichte sind Launen. Plätschert mein Leben irgendwie so dahin, gibt es auch keine Gedichte.
Doch gab es Zeiten, vor allem, als der PC noch ganz neu für mich war (ich habe mich lange dagegen gewehrt), da hab ich mich einfach hingesetzt, geschrieben und gelayoutet, ein neues Dokument geöffnet und noch ein Gedicht gemacht. Das geht. Das ging. Oft die ganze Nacht.
Und da sind wir auch schon bei meiner bevorzugten Arbeitszeit angelangt: die Nacht. Ich kann kaum beschreiben, was die Nacht für mich ist, aber ich weiß, dass ich nachts einen anderen Zugang zu meinem Geist habe, als im Lichte des Tages. (Vormittag, bzw. Morgen ist Klarheitszeit).
Beschrieben wird bei mir prinzipiell alles. Notizbücher, Zettel, Zeitungsränder, Kuverts - alles, wo sich ein Fleckerl weiß finden lässt. Komische Würfe sind mir oft schon gelungen, wenn ich Brocken aus gerade laufenden Gesprächen mitgeschrieben habe (vollkommen willkürlich) und sie dann miteinander verbunden habe.
Meine Bandbreite erstreckt sich von bierernst bis zu verspielt.
Verwunderlich ist auch, dass ich wenn es sein muss auch unter Druck arbeiten kann. Auftragsarbeiten. Hab schon Einiges ausstaffiert, immer in Verbindung mit Musik. (Gedanken über den Titel des Stückes, Gedanken über den Text des Stückes...).

Mein größtes Problem zur Zeit ist: Ich schreibe nicht. Zumindest tu ich nichts, was für mich "schreiben" heißt.
Und das macht mich ziemlich traurig.
Alte Gedichte möchte ich hier nicht online stellen. Zu weit habe ich mich schon von ihnen entfernt.
Ich hoffe allerdings, dass mir dieses Projekt hier wieder Inspiration und Mut bringt. Und ich danke, dass ich hier als Schweigende aufgenommen wurde.

morast - 5. Mai, 11:11

Was ein jeder für sich als "Gedicht" bezeichnet, ist ihm/ihr selbst überlassen, denke ich. Bloß weil ich schrieb, daß für mich Metrik wichtig ist, heißt das nicht, daß Gedichte ohne erkennbares Metrum keine solchen sind. Ich kann nur nciht anders, als mich irgendwelchen metrischen Zwängen zu regeben. Die Worte in meinem Kopf reihen sich schon solcherart aneinander.
Trotzdem glaube ich nicht, daß gereimte und metrische Gedichte ein Vorrecht darauf haben, als solche behandelt zu werden. Warum auch? Vielleicht steckt mehr Arbeit in ihnen, vielleicht wurde ihnen aber gerade durch das Rumbasteln die "Seele" egraubt. Wer weiß.
Ich selbst vermeide die Bezeichnung "Gedicht" mir meine Werke, da sie so hochtrabend klingt. So, als würde ich mich als Webmaster bezeichnen, bloß weil ich eine Homnepage besitze oder als Künstler, bloß weil ich zuweilen ein paar Skizzen anfertige. Wenn andere das Wort "Gedicht" verwenden wollen, sollen sie es machen. Mich selbst scheut davor. Schließlich war es doch nur ich, der sie schrieb...

Ich wünsche dir auf jeden Fall, daß du das Schreiben in dir wiederntdecken mögest und freue mich auf den Tag, da du hier etwas von dir veröffentlichen wirst...
freilich - 5. Mai, 12:01

@cemoi

Für mich ist das Dichterland gerade ein Land, in dem noch nicht oder nicht mehr Schreibende sich animiert fühlen sollen, ihr lyrisches Schaffen voranzutreiben. Wenn das auch nur ein paar Leute tun, wäre es schon sehr erfreulich.
Viele hier sind alte Reimdichter, aus Passion, aus Freude, aus Überzeugung, was auch immer.
Das bedeutet jedoch in keinster Weise, dass dies eine Vorgabe für andere sein soll.

Die moderne Lyrik ist zumeist reimlos und bindet sich ebensowenig an einen bestimmten Rhythmus.
Ich persönlich mag eben besonders die Dichtung aus der Zeit der Romantik, die sich reimt, metrische Vorgaben einhält, oft am Ende eine überraschende Wende nimmt.

Es soll sich jeder frei fühlen, so zu dichten, wie es ihm liegt!
Praelat - 10. Mai, 14:11

Persoenlich betrachte ich mich nicht wirklich als "Dichter", sindern als Reimeschreiber. Ich habe in den letzten jahren eine Menge Zeugs geschrieben, das alles brav durchnumeriert auf meinem PC liegen. Gedichte sind die wenigsten davon. gerade in meinen Anfangszeiten finden sich fast nur alberne Achtzeiler ueber alles moegliche. Wirklich alles moegliche.
Ich versuche hin und wieder, aus der ganzen Masse eine Auswahl zu trefen, was denn davon wirklich Gedichte sind und was nur Quatsch, und die Auswahl aendert sich immer ein wenig. Reim und Metrum haben sie fast alle, aber manche... "haben" eben was und andere nicht. Von den alten Achtzeilern schafft es heute praktisch keiner mehr in irgendeine Auswahl.
Blasebalg - 13. Mai, 17:30

Ich selbst

sehe mich nicht als Dichter an. Eigentlich bin ich sogar eher der Prosa verhaftet - ich habe bislang mehr Geschichten als Gedichte geschrieben. Ich habe darum auch nicht besonders viel Übung. Dennoch habe ich ein gewisses Sprachgefühl, und holpernde Metrik geht mir auf den Senkel, wenn sie nicht bewusst eingesetzt ist.
Ein Gedicht muss für mich nicht starren Strukturen folgen oder sich reimen, aber die Worte müssen bewusst gesetzt sein und eine gewisse Melodie ergeben, damit es mir gefällt oder mich anspricht. Nicht dass meine eigenen Machwerke dem immer entsprechen, da ist doch im Regelfall eher der Klamauk am Werk. Trotzdem gefallen mir auch bei meinen eigenen Gedichten diejenigen am besten, die sprachlich rund sind. An einem eckigen Bonbon mag man schließlich auch nicht lutschen.
Bestimmte Dichtplätze hab ich nicht. Die kurzen Gedichte fallen mir oft spontan genau in der Situation ein, die sie beschreiben (z.B. das hier), und dann werden sie im Kopf so lange gewälzt, bis sie passen.
Ich glaube nicht, dass das, was einem im ersten Moment aus dem Mund, dem Stift oder Tastatur herausläuft, genau richtig und das allerbeste und die einzig wahre Version ist. Überarbeitung tut in aller Regel not. Bei eigenen Sachen sehe ich das allerdings oft erst mit einem gewissen Abstand, wenn mir der Text quasi erstmal fremd geworden ist. Dann sehe ich meist erst, was daran faul ist. Genauso wie man eigene, frische Texte nicht gut korrekturlesen kann.
Für andere Leute mag das anders sein, für mich gilt es so. Soviel für den Moment. Jetzt hätt ich gerne einen opulenten Milchkaffee aus dem Halbliter-Eimer. Danke.

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Blasebalg - 18. Aug, 17:57
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Danke.....!! Übrigens...i mmer wenn mich einer siezt...
Schattenlos - 10. Mai, 15:17

Wenn Sie es genau wissen wollen:

Das Dichterland gibt es seit 7025 Tagen, und zuletzt gedichtet wurde am Dienstag, 28. Dezember 2010, 15:12.

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